1. Monat Selbstständig Teil 1
- Schwester Luci
- 4. Apr. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Mein erster Monat der Selbstständigkeit liegt hinter mir.
Ich möchte euch mitnehmen in diesen tollen Beruf und die vielen Möglichkeiten ihn zu leben.
Namen sind selbstverständlich geändert ebenso werde ich keine original Bilder veröffentlichen.
Ich bin beeindruck von den Eindrücken, dem völlig neuen Gefühl für meine Arbeit.
Vieles mit den Kassen ist noch in der Bearbeitung, es wird klar das Einzelkräfte nicht dem Ideal der Bürokratie entsprechen.
Gleich ab dem ersten Tag durfte ich eine Frau im Palliativen Bereich betreuen.
Und genau diese Begegnung hat mich bestätigt, zu tun was ich tue.
Zeit für eine Klientin zu haben, die selbst nicht mehr viel Zeit hat.
Pflegen nach den eigenen Werten und Überzeugungen ist ein unbezahlbares Gefühl.
Frau K. war eine der Klienten, die oft im Pflegedienst untergehen oder als "schwierig" bezeichnet werden.
Sie hatte einen starken Willen, lehnte viele Hilfsmöglichkeiten ab und war dennoch eine ganz besondere Frau.
Sie legte großen Wert darauf, bis zum Schluss ihre Sinne nicht durch diverse Medikamente zu verschleiern.
Ich pflegte Frau K. in einem niedrigen normalen Doppelbett, nicht in einem Höhen verstellbaren Pflegebett.
Im Pflegedienst hätten sich die Kollegen sicher am 2. Tag darüber beschwert, weil es einfach eine Zumutung für den Rücken ist und man schließlich nicht nur einen Klienten versorgt.
Ich habe für mich entschieden es zu akzeptieren und ihr diesen Wunsch zu erfüllen.
Warum?
Es gab ihr einen inneren Frieden in IHREM Bett zu liegen und wir wussten das nicht mehr viel Zeit bleibt.
Sie liebte Ihre langen Haare, die sie früher aufwendig gepflegt hatte, es nun aber nicht mehr schaffte und sehr traurig darüber war.
Vielleicht hätten andere zum abschneiden geraten, da es pflegeleichter ist.
Ich habe Ihr täglich die langen Haaren gekämmt und alle Knoten und verfilzten Stellen vorsichtig entfernt.
Warum?
Weil ich mir meine Zeit selbst einteile und entscheide welche Dinge wichtig und welche weniger wichtig sind zu gegebner Zeit.
Wir unterhielten uns gemeinsam mit ihrem Mann über vieles aus Ihrer Vergangenheit. Oft blieb ich nach der eigentlichen Pflege noch ein bisschen für ein einfaches Gespräch oder um Fragen des Mannes zu beantworten.
Warum?
Gute Pflege ist so viel mehr als einfach jemanden Waschen. Es betrifft den Menschen und sein Umfeld als Ganzes...
Sie begrüßte mich schnell mit den Worten:"Ich freue mich den ganzen Tag darauf, wenn du kommst geht immer die Sonne auf." Balsam für die Pfleger Seele...
Am Tag an dem sie ging, schenkte mir ihr Mann einen Blumenstrauß aus dem Garten. Sie fragte mich wie lange es wohl noch dauern würde.
"Bestimmt nicht mehr so lange, aber genau weiß es niemand." antwortete ich.
Als ich mich an diesem Tag verabschiedet habe hatte ich schon dieses Gefühl.
Etwas später kam der Anruf des Mannes. Ich unterstützte ihn bei allem was nach dem versterben nötig ist.
Warum?
Weil manchmal alles zuviel für eine einzelne Person ist und ich selbst entscheiden kann für was ich meine Zeit hergebe.
Der Blumenstrauß hat mir jeden Tag ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.
Ich kann in den Spiegel schauen, ohne mich schuldig zu fühlen nicht genug Zeit gehabt zu haben.
Ich konnte meinen Werten, meiner Moral und meiner Vorstellung von Pflege treu bleiben.

Du bist ein ganz besonderer Mensch, mit dem Herz am richtigen Fleck. Alles was du tust, geschieht mit so viel Herzblut. Ich finde es großartig dass du dich für diesen Weg entschieden hast und ich bin sicher, jeder einzelne der deine Pflege benötigt, ist dir sehr dankbar.
Es ist so wunderbar, dass es so etwas überhaupt gibt. Großartig!!!🫶
Das würde ich mir auch wünschen, wenn es soweit ist… 🥰